02. Oktober 2023

Foto: Darko Todorovic

Meine Motivation sind meine Teilnehmer:innen.

Ich habe noch keine Sekunde ans Aufhören gedacht.

 

Es sind schon einige Winter ins Land gezogen, seit Bernd Schoder auf der Piste als junger Snowboardlehrer seine Liebe zum Unterrichten entdeckte. Wobei. Eigentlich begeisterte ihn die Arbeit mit den Menschen. Oder war es doch der intensive Austausch? Das Zusammenspiel? Egal. Wo auch immer die Geschichte ihre Anfänge nahm, Bernd ist sich sicher, diese “Bildungskiste” ist genau das, wonach er immer gesucht hat; das, was ihn erfüllt.  

Natürlich spielt da eine ganze Menge Leidenschaft mit. Muss es ja, denn Bernd arbeitet hauptberuflich als Kostenrechner beim Unternehmen Hilti Jehle GmbH. “Das alles funktioniert eh nur, weil mein Arbeitgeber so kulant ist und weil meine Frau Sabine viel Verständnis an den Tag legt. Ich steh schon um 04.30 Uhr auf und fahre dann mit dem Zug zur Arbeit. Wenn ich nach einem strengen Arbeitstag dann noch bis spätabends unterrichte, ist das schon herausfordernd, klar. Aber meine Motivation sind meine Teilnehmer:innen. Da bin ich als Trainer nur ein kleines Rädchen.”  

Hört sich nicht nur anstrengend an, ist es auch. Da bleibt wohl kaum Zeit für eine Verschnaufpause. “Doch.”, werde ich gleich korrigiert. “Pause mache ich beim Meditieren. Das baue ich ganz bewusst in meinen Tagesablauf ein. Beim Zugfahren zum Beispiel.” Gut zu wissen. Mit dieser ruhigen besonnen Art hilft Bernd auch seinen Teilnehmer:innen weiter. Denn er weiß aus persönlicher Erfahrung, Weiterbildungen stellen eine große Herausforderung dar. “Ursprünglich habe ich die Lehre als Maschinenschlosser gemacht. Ich wollte aber nicht mein ganzes Leben lang an der Maschine stehen. Als ich dann die Berufsreiseprüfung gemacht habe, habe ich mir echt schwergetan. Ich musste das Lernen nochmals lernen.” Und was rät Bernd seinen Teilnehmer:innen? “Prioritäten setzen. Am besten mit der Zielsetzungsmethode SMART arbeiten. Heißt, spezifische, messbare, attraktive, realistische und terminierte Ziele setzen.” Gute Idee, gekauft. Doch was rät Bernd, all jenen, die mit ihrer Nervosität zu kämpfen haben?  

“Nervosität? Darunter leiden nicht nur die Teilnehmer:innen.”, lacht Bernd und führt gleich fort: “Vor meinem ersten Kurs war ich so nervös, dass ich lieber gegen die Leitplanke gefahren wäre, als den Kursort zu erreiche. Aber ich habe dann zum Glück vor Ort festgestellt: die Teilnehmer:innen beißen nicht.” Und die Referent:innen des BFI übrigens auch nicht.   

Apropos Referent:innen, worauf legt Bernd eigentlich Wert beim Unterrichten? Gibt es da irgendwelche Tipps für Referent:innen-to-be? “Irgendwann hab ich festgestellt, dass ich weg muss von diesen ganzen Powerpoint-Präsentationen und hin zu persönlichem Arbeiten in Gruppen. Beruflich und privat sitzt man eh schon den ganzen Tag vor dem Computer. Und nur aus dem Skript lesen, nein, das wäre mir eindeutig zu langweilig.” Die gute Beziehung zu seinen Teilnehmer:innen ist Bernd sowieso ein großes Anliegen. “Da gehört “Unterrichten auf Augenhöhe” logischerweise dazu. Und außerdem bin ich der Bernd und nicht der Herr Magister Schoder.”   

Ins Schwärmen gerät Bernd dann, als er mir von seinem ganz persönlichen Kurs-Highlight erzählt (und ich bilde mir ein, dass seine Augen nun auch etwas heller leuchten und funkeln). Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer gründet seine eigene Übungsfirma. “Eine Gruppe hat sich zum Beispiel auf Windanlagen spezialisiert. Anhand dieser Firma mussten sie dann die Kapitel Finanzierung, Personalmanagement und Marketing durchgehen. Das ist dann weniger theoretisch und greifbar.” Ein spannender Ansatz, der sich in der Praxis bewährt hat. “Wir haben aber immer eine relativ hohe Erfolgsquote. Bei der schriftlichen Matura erstelle ich die Maturafragen selbst – bezogen auf die Übungsfirma. Da können sich die Teilnehmer:innen einfach besser hineinfühlen und sind dann auch nicht mehr so nervös.”  

Aber jetzt mal Tacheles, Bernd. Du schäumst ja nur so vor Begeisterung. Hast du denn noch nie ans Aufhören gedacht? “Nein.” Sicher nicht? “Keine Sekunde. Ich werde sicherlich noch länger unterrichten.” Glück gehabt. Glück für die Teilnehmer:innen. Glück für das BFI. Dem nächsten Berufsreifekurs steht also nichts mehr im Weg.

Bernd Schoder ist Kostenrechner bei der Hilti Jehle GmbH. Seit 2022 ist er als Referent für den Fachbereich Betriebswirtschaft im Rahmen der Berufsreifeprüfung tätig.